Konkurrenz unter Kolleg:innen: Wie gehe ich damit um?


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Wir verbringen einen sehr großen Teil unseres Lebens in der Arbeit, über viele Jahre hinweg bestimmt dieser Ort unseren Tag, wir verbringen häufig mehr Zeit mit Kolleg:innen als mit der Familie. Wenn die Arbeit erfüllend ist, das Verhältnis zu Vorgesetztem:r gut und mit den Kolleg:innen ein Teamgefühl entsteht, kann das etwas sehr Schönes, Bereicherndes sein. Was aber, wenn stattdessen Konkurrenz entsteht, plötzlich gegeneinander gearbeitet wird?

Konkurrenz unter Kolleg:innen

Es gibt verschiedene Arten auf die sich so ein Konkurrenzdenken bemerkbar machen kann: offene Vergleiche oder sogar Abwertung, subtile Kommentare zur eigenen erbrachten Leistung, sehr deutliche Hinweise der Kolleg:innen auf deren Erfolge oder schlichtweg fehlende Unterstützung. Dies sind Verhaltensweisen, die zu fehlendem Teamgefühl und damit Unzufriedenheit bis hin zu psychischer Erkrankung führen können.

Die Gründe der Anderen

Manchmal kann es helfen, sich an dieser Stelle die Frage zu stellen: warum tut der:die Andere das? Hat sich das Verhalten plötzlich entwickelt? Gibt es einen zeitlichen Zusammenhang mit anderen Ereignissen, die mir mehr Verständnis für den:die Kolleg:in ermöglichen? Oder ist das etwas schon immer bestehendes, das ich erst jetzt wahrnehme? Trage ich vielleicht sogar dazu bei, dass sich die Konkurrenz verstärkt?

Ganz grundsätzlich kann es zwei Arten von Gründen geben, sich auf diese Art zu verhalten: solche, die innerhalb der eigenen Person liegen und solche, die außerhalb der eigenen Person liegen. Beide sind natürlich von Ihrer jeweiligen Situation abhängig, daher möchte ich nur beispielhaft einige Gründe nennen.

Es reicht nicht für alle

es herrscht Ressourcenknappheit und ich muss oder möchte meine eigenen Ressourcen verteidigen, damit ich meine eigene Arbeit zufriedenstellend erledigen kann

Jede:r gegen Jede:n

es gibt kein Teamgefühl, eventuell begünstigt der organisationelle Aufbau das Arbeiten als Einzelkämpfer:in

Nicht geschimpft ist gelobt genug

Anerkennung von oben fehlt oder wird nur spärlich verteilt, wodurch ein konkurrieren um die Anerkennung der Führungsperson entstehen kann

Sag mir, dass ich gut bin

die Person selbst zieht viel ihres Selbstwertes aus der Anerkennung durch Andere und wenig aus der eigenen Anerkennung, was die Anerkennung durch Andere psychisch gesehen überlebenswichtig macht

Warum immer die:der?

Aufgrund von Ressourcenknappheit, wenig Anerkennung oder des gegeneinander Gemessen-Werdens ist Neid oder sogar Missgunst das im Team vorherrschende Gefühl.

So toll ist der:die auch nicht

Sind Anerkennung, Lob oder Erfolg seltene Güter, muss ich um den eigenen Selbstwert zu stabilisieren, die anderen klein halten, vor allem dann, solange ich nicht hinreichend Lob oder Anerkennung erhalte oder mir selbst geben kann. Andernfalls werde ich krank.

Neid: der Motor der Entwicklung

Ich möchte noch einige Wort zum letzten Grund, zum Neid verlieren: gesellschaftlich gesehen ist das ein unerwünschtes Gefühl, das man nicht zeigen darf und häufig mit Missgunst verwechselt wird. Nüchtern betrachtet gibt es da einen wichtigen Unterschied: im einen Fall (Missgunst) möchte ich haben, was eine andere Person hat und gönne der Person das auch nicht. Im anderen Fall (Neid) möchte ich einfach nur haben, was eine andere Person hat. Nun kann ich darauf reagieren indem ich versuche, der Person das zu versalzen oder wegzunehmen. Oder ich nutze mein Begehren und versuche, zu erreichen, was die Person bereits hat. In dieser Anstrengung steckt sehr große Motivation, die Fortschritt und Entwicklung überhaupt erst möglich gemacht hat. Ohne Neid würden wir uns vermutlich immer noch mit dem Feuer vor der Höhle zufrieden geben.

Was tun?

Es bleibt die Frage: wie kann man einer Konkurrenzsituation unter Kolleg:innen begegnen? Zum einen kann das Hineinversetzen ins Gegenüber zu mehr gegenseitigem Verständnis führen, das Sie dem Teamgefühl schon einen Schritt näher bringt. Zum anderen können Sie lernen, Neid konstruktiv zu nutzen statt ihn in Missgunst übergehen zu lassen. Und es ist auch möglich, Neidbegünstigende Strukturen anzusprechen und gegebenenfalls zu verändern. Vor allem die Führungsperson kann Themen wie Ressourcenknappheit oder das Messen des Erfolgs am Misserfolg der Kolleg:innen beeinflussen.


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